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Dienstag, 25 Februar 2020 10:04

Steffens Kolumne: Mitten im Winter gibt’s ein internes Meisterschaftsspiel

Wenn es draußen beizeiten finster wird, kann es sich die ältere Bevölkerung erlauben, mal so auf dem Sofa rumzulümmeln. Niemand ist zu Hause. Auch das kleine Kindchen nicht. Hat Trainermeeting !!!
Da denkst du so, das ist doch noch gar nicht so lange her, wo das Mädel beim Handball in der E-Jugend angefangen hat. Wie dann die Zeiten mit den Punktspielen kamen. Los ging`s zum Beispiel sonntags nach Sohland inklusive Sonnenaufgang während der Fahrt.
Das Spektakel bekommen nur ganz wenige mit, weil fast alle Leute um die Zeit noch im Bett liegen.
Später dann, als die Mädelstruppe immer besser wurde, wurden die Fahrten immer weiter. Görlitz, Hoyerswerda… und dann immer wieder Leipzig. Nun waren wir Ellis von den Kindern ja noch Dorfhallenniveau gewohnt. Also da gab es immer jemanden, der dir wenigstens ne Bocki und einen Kaffee verkauft hat.
Da glaubten wir naiven Leutchen, je größer die Stadt umso aufregender die Versorgung. Mit diesem Trugschluss mussten Wurst-Schreck Falk und die anderen über Jahre Hunger und Durst überstehen. Mit teils abenteuerlichen Aktionen sind wir immer wieder den sicheren Hungerstod von der Schippe gesprungen. In Leipzig, wo es nie nur irgendetwas gab, ist neben der Arena eine Aral Tankstelle. Dort wo es sonst neben Essen und Trinken auch Benzin gibt sind wir rein. Das da zu der Zeit, es war so später Vormittag, nur eine Bocki im Wärmer so rumschwamm wäre ja nicht so schlimm, als das der Wurstschreck-Falk als Zweiter nach mir mit Engelszungen auf den übertrieben höflichen Verkäufer zureden musste, ihm doch auch eine Bockwurst warmzumachen. Auch das das dauern würde, so das Argument, ließ Falk nicht gelten. Wegen seiner permanenten Aufdringlichkeit bekam er dann die Wurst zur Strafe nur lauwarm.
Aber das schlimmste Erlebnis geschah in Erfurt. Ja, in der Landeshauptstadt Thüringens, genau auf dem Bratwurstäquator. Die Anreise ist ja doch schon sehr lang. Als wir dort dann doch zum späten Mittag angekommen sind, sah das dort alles etwas mystisch aus. Inmitten des bestimmt nicht schönsten Wohngebiets Erfurts stand da nun die sehr in die Jahre gekommene, imbissfreie Halle. Es war uns egal. Hier MUSS es irgendwo was zu essen geben. So zogen wir los. Nichts. Es gab nichts. Leer. Zu. Nichts. Die Panik kam wieder auf. Doch auf einmal hörten wir etwas. Es waren Geräusche von Menschen. Und Musik. Sollten wir wirklich….? Tatsächlich: Wurstschreck-Falk zeigte mit Tränen des Glücks auf ein Schild: „HOFFEST!!!!“ Hoffest = Leute = Trinken = Bratwurst!! Wir spuckten die Kieselsteine aus, die wir schon aus lauter Verzweiflung gelutscht hatten und rannten rein. Ja es war wahr. Menschen saßen oder standen so da und dann sahen wir ihn, den Grill. Es war zwar von weiten keine Wurst auf dem Grill zu erkennen. Aber dafür gibt es bestimmt eine Erklärung. Beim näher kommen sahen wir auch, dass gar keine Kohle im Grill war. Und als dann Wurstschreck-Falk trotz alledem tapfer seine Wurst bestellt hatte, kam die schrecklichste aller Antworten: ALLE. Und nein, ist eh gleich Schluss hier. Gibt nichts mehr. Wie wir diesen Tag doch überlebt hatten, ist mir auf Grund der damaligen Schwäche völlig entfallen.
Es gab allerdings auch richtige Highlights. In Zwickau werden die besten Bulettensemmeln der Welt verkauft. Oder in Plauen. Dort kannst du mitten am Vormittag Makkaroni mit Wurstwürfel und Tomatensoße bestellen. Warum aber jetzt dort in der Sportkneipe das Licht immer heller wird und der Kneipier auf einmal blonde lange Haare bekommt und irgendetwas zu mir sagt… ich verstehe das nicht… „Vater!“ Hä? Ich liege immer noch auf dem Sofa und das Kindchen ist vom Trainermeeting zurück. Nach 3 Stunden, Donnerwetter, hatten sie unter anderem beschlossen, das auch die Minis, dort wo das Kindchen gerade mit Sybille ( die Frau vom Wurstschreck-Falk) Chefcoach ist, auch mal was auf der Homepage schreiben sollen. Und das, so hat das Kindchen entschieden, wäre gefälligst meine Aufgabe. Steckt mir einen Stapel Zettel zu mit der freundlichen Bitte, keinen Mist zu schreiben.
Na gut.

Also erster Zettel:
Mini-Spieltag am 29. Februar. Es kommen als Gäste Königsbrück und Pulsnitz.
Aber das erste Spiel ist gleich das wichtigste: RSV I. gg RSV II. !!!
Da ist es schon so weit gekommen, dass wir zwei Mannschaften bei den Minis aufbieten können. Also quasi die alten gegen die neuen. Verrückt.

Nächster Zettel:
Die Aufstellung der 1. Mannschaft:
Ich lese vom Zettel ab:
Im Tor: Emilian (cooler Typ, mischt die Gruppe auf )
Im Feld:
die Zwillingsschwestern Marit und Lya ( wo die Marit eine kleine flinke Grinsebacke ist, hingegen die Lya gerne mal verträumt am Finger knaupelt)
Aurelius ( Linkshänder, der mit links prellt aber mit rechts einen harten Wurf hat)
Ben ( ein kleiner, aufmerksamer Verwirrter mit gut sitzendem Haar und dem ständigen Drang, ins Tor zu wollen)
Fiete ( der schmerzlose und langsam auftauende )
Lennard S. ( der Coole mit dem eigenen Wissen, ja schon längst zu den Profis zu gehören)
Bastian ( der Bruce Willis: willensstark, kämpferisch, siegessicher und: quasselt gern)

Der letzte Zettel:
Die Aufstellung der 2.Mannschaft:
Im Tor: Lennard H. ( ein schon sehr guter, etwas schüchterner, der erst später lacht, lässt alle leben, auch die Fliegen)
Im Feld:
Malo ( ein sehr schneller, aber fauler Abwehrspieler mit der Spielidee, wenn ich vorne stehen bleibe, kann ich mehr Tore machen)
Oskar ( der Oldie mit nun schon fast 12 Monaten Mini-Erfahrung; haut die besten Witze raus )
Johann ( der wuselige und schnelle Coole ohne Verständnis, warum man im Training mal die Klappe halten sollte )
Frerik ( der ehrgeizige Träumer; auch einer von den nicht schweigsamen)
Magnus ( der Coole mit dem Wissen, dass das Gesagte vom Coach nicht immer auch ihn betrifft)
Moritz ( der Teamspieler, der auch noch andere Sachen in Ruhe zu Ende träumen muss)
Karla ( das einzige Mädel hier mit, wen wundert`s, den härtesten Wurf und Durchsetzungskraft)

Na das klingt doch schon ganz gut. Da schauen wir mal, was da die Chefcoaches Sybille und Claudia mit ihren Co`s Katja und Daniel sich da ausdenken.
Traditionell werden die Jungstars von ihren mitgebrachten nahen und fernen Verwandten mit allen Kräften unterstützt und, das wird mir keiner glauben, es gibt dazu Bocki und Kaffee. Und Kuchen. Und sonst alles.
Da sind mir die Eltern, die das verkaufen jetzt schon sympathisch, denn:

Nie wieder keinen Imbiss!!

RSV User