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Mittwoch, 13 April 2022 18:04

VLMO ESV Dresden - Radeberger SV 17:22(3:11)

Auch dreckig kann erfolgreich sein

 
Vergangenen Samstag stand ein Spiel an, das dem einen oder anderen im Vorfeld schon ein paar Schweißtropfen auf die Stirn zauberte: das Auswärtsspiel beim ESV Dresden alias die Ballier. Spielstätte selbstverständlich der altehrwürdige Lokschuppen am Emerich-Ambros-Ufer mit all seinen Tücken und Eigenheiten. Immerhin konnten im Vergleich zur letzten Begegnung die Türen der Halle geschlossen bleiben, was für wesentlich angenehmere Bedingungen sorgte. Den Bierstadthelden gegenüber stand die Mannschaft, welche vor kurzem dem SC Riesa die bisher einzige Saisonniederlage beigefügt hat, noch dazu in dessen eigener Halle. Folglich war man auch angesichts der immer knappen Begegnungen der Vorjahre mehr als gewarnt und erhielt von Coach John die Devise mit auf den Weg, in den ersten 20 Minuten der Partie mit der Lok Schritt zu halten und anschließend "davonzuziehen".
Tatsächlich konnte das auch so umgesetzt werden, die Art und Weise jedoch muss ich euch genauer schildern. Was sich den treuen Radeberger Schlachtenbummlern in der ersten Viertelstunde auf dem Spielfeld bot, suchte wahrlich seinesgleichen. Der Spielstand nach 15 Minuten: 2:2 - das ist in etwa kein verspäteter Aprilscherz oder eine Verwechslung mit einem Spiel einer D-Jugend, sondern tatsächlich die Verbandsliga der Männer Wer den Liveticker des Spiels verfolgt hat und sich dabei wunderte, warum der Spielstand sich bis zu acht Minuten lang nicht änderte, dem sei versichert, dass die Mannschaften stets bemüht waren, Tore zu erzielen. Doch auf der einen Seite stand nun mal die beste Defensive der Liga gemeinsam mit einem schier unüberwindbaren Torhüter, auf der anderen Seite führte eine etwas offensivere 3-2-1-Deckung der Ballier zu erheblichen Startschwierigkeiten im Angriffsmotor des RSV.
Dazu zählten unter anderem viele Einzelaktionen, welche die angezogenen Spielzüge ins Nichts laufen liesen, Fehlwürfe, die sicherlich auch dadurch hervorgerufen wurden, dass auf den Außenseiten des Spielfelds im Lokschuppen jeweils ein halber Meter fehlt, sowie Ballverluste durch technische Fehler oder weil der Ball einfach aus der Hand gefallen ist (nicht nur einmal). Dass sich dabei etwas Frust aufbauen kann, liegt in der Natur des Menschen. Dass sich dieser Frust bei einer klaren Fehlentscheidung der Schiedsrichter auch mal entlädt, ebenso. Dass man für eine lautstarke Beschwerde bei den Unparteiischen progressiv bestraft wird, steht wiederum im Regelbuch. Und so kam es nach 12 Minuten zur ersten Unterzahl für die Gäste, in der sie jedoch den lange ersehnten Ausgleich erzielen konnten. Dieses Erfolgserlebnis und die Auswechslung der linken Angriffsseite schienen den Bierstädtern die Sicherheit zu geben, die sie bis dato vermissen ließen. Die Treffer von Paul Sieberth und Franz Bellmann halfen immens dabei, bis zum Halbzeitpfiff eine beruhigende 3:11-Führung für den RSV herauszuspielen.
Nach einer energischen Halbzeitansprache des Trainers konnte dieser Vorsprung innerhalb kurzer Zeit auf 10 Tore ausgebaut werden und bis zur 45. Minute auch relativ konstant gehalten werden. Einen großen Anteil daran hatte Philipp Richter, der alleine in dieser Phase sechs Tore erzielen konnte. Die anschließenden Spielminuten waren leider geprägt von schlecht vorbereiteten Abschlüssen und fehlender Beweglichkeit und Agressivität in der Abwehr, weshalb die Eisenbahner nochmal Fahrt aufnehmen und den Rückstand bis 10 Minuten vor Schluss auf 15:20 reduzieren konnten. Eine Energieleistung von Robert Herrmann auf der halbrechten Position ließ aber alle Radeberger aufatmen und letztendlich stand ein 17:22-Sieg für den RSV zu Buche.
"Man muss auch mal dreckig gewinnen können", möchte ich an dieser Stelle den Kapitän zitieren, womit das Spiel auch sehr gut zusammengefasst wird. Eine phasenweise kuriose Partie endete mit einem verdienten Sieger, die vielen Probleme sorgten aber auch anschließend noch für reichlich Gesprächsstoff bei der Spielanalyse mit dem einen oder anderen Kaltgetränk. Da es an Ostern traditionsgemäß mehr um Eier als um runde Bälle geht, steht für die Bierstadthelden erst in der kommenden Woche das nächste Spiel an und somit haben sie bis dahin Zeit, an einigen Fehlstellen nachzubessern. Am 23.04. um 18 Uhr empfangen sie dann zum letzten Heimspiel der Saison die dritte Mannschaft des HC Elbflorenz in der Pesta-Halle in Radeberg. Nachdem die große Hürde im Lokschuppen genommen werden konnte, soll nächste Woche der vorletzte Schritt in Richtung Meisterschaft gemacht werden.
 

Für den RSV spielten: Wagner, Rathmann - Richter (8), Sieberth (3), Schulz (3/2), Lindner, Kempe, Masula, Bellmann (3), Fährmann (3), Guhrenz (1), Herrmann (1), Dorschner

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