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Montag, 12 Februar 2024 16:25

VLMO: Radeberger SV – SSV Stahl Rietschen 23:24 (14:15)

Rietschen knackt den RSV erneut

Samstag, 10. Februar, 18:10 Uhr, alles war angerichtet für das Topspiel der Verbandsliga Ost in der Radeberger BSZ-Halle. Dem Aufruf des Heimvereins waren gut 300 Zuschauerinnen und Zuschauer gefolgt, die sich alle auf ein hochklassiges und spannendes Spiel gegen den Tabellenzweiten aus Rietschen freuten. Spannend wurde es allemal, hochklassig mitunter nicht, was die kommenden Zeilen schildern sollen.

Ein Start nach Maß in die Partie gelang dem RSV: den ersten Angriff direkt in einen Torerfolg umgemünzt, in der Abwehr wenig Chancen zugelassen und falls doch, unter anderem beim ersten Strafwurf der Gäste, war Jakob Wagner im Tor zur Stelle. All das zwang den Trainer aus Rietschen bereits nach fünf Minuten zur ersten Auszeit. Ein wenig dauerte es dann noch, bis sich der Knoten bei den Gästen lösen sollte, doch nach drei Toren in Folge war das Spiel ab der zwölften Minute ausgeglichen. Der Ball lief nun flüssiger durch die Offensivreihen, es wurden gute Chancen herausgespielt und beiderseits sicher verwandelt. Einen ersten Bruch erlebte das Radeberger Spiel dann zwischen der 23. und 27. Minute, verursacht durch eine Unterzahl und unüberlegte Abschlüsse, die vom Rietschener Torhüter entschärft wurden. Daraus entwickelte sich ein vier-Tore-Rückstand, der in den verbleibenden Minuten bis zum Halbzeitpfiff unbedingt verkleinert werden sollte. Die Konzentration auf Seiten der Männer um Coach Carsten John wurde also noch einmal hochgefahren und Philipp Richter begann jetzt seine stärkste Phase, in der er zunächst in Unterzahl zum 14:15 Pausenstand verwandelte.

Ihm war es auch vergönnt, den zweiten Spielabschnitt mit dem Ausgleichstreffer zu eröffnen sowie die Bierstädter mit seinem fünften Tor in Folge 18:17 in Führung zu bringen. Die Partie schien nun langsam zugunsten der Radeberger zu kippen, zumindest hoffte man das, als Tim Bellmann einen leichten Ballverlust der Gäste im Tempogegenstoß bestrafte und beim 20:18 die höchste Führung der zweiten Halbzeit erzielte. Doch was sich dann ereignete, spottet jeder Beschreibung als Topspiel: Nachdem Rietschens Top-Torjäger Marcus Noack noch per 7-Meter zum 20:19 verkürzte, boten sich Spielern sowie Publikum knapp zehn torlose Spielminuten zum Vergessen. Fangfehler, Fehlpässe, Schrittfehler, Fehlwürfe, Einzelaktionen, Pfostentreffer, zunehmende Verunsicherung und unterm Strich so viele ungenutzte Chancen, diese Partie an sich zu reißen. Es blieb also spannend! Nach 50 Minuten stand ein 21:21-Unentschieden auf der Anzeigetafel und vor allem Radeberg verzweifelte weiterhin eher an sich selbst als am Gegner. Kurz zuvor musste außerdem Chris Guhrenz auf der Tribüne Platz nehmen, nachdem er Markus Hänchen im Kempa-Versuch unsanft zu Fall brachte, wofür ihm die Schiedsrichter Absicht unterstellten und folgerichtig die rote Karte zeigten.

Springen wir nun in die letzten 60 Sekunden: Spielstand 23:23, Rietschen in Ballbesitz. Der Angriff bleibt erfolglos und Carsten John nimmt 28 Sekunden vor Schluss seine dritte und letzte Auszeit. Es wird ein letzter Spielzug ausgefeilt, der den Siegtreffer für Radeberg bringen soll. Das Spiel geht weiter, die Halle steht, doch eine Kreuzbewegung geht schief, der Ball wird nicht gefangen. Den Tempogegenstoß von Rietschen kann Florian Höhne gerade noch verhindern, er befördert den Ball ins Aus. Es gibt Einwurf aus der Spielfeldecke für die Gäste, doch zunächst noch ihre dritte Auszeit. Acht lange Sekunden sind noch zu spielen, die Hälfte davon ist der Ball in der Hand eines einzelnen Gästespielers, der da an der Seitenlinie steht und nicht weiß wohin. Irgendwie findet er dann mit der feinsten Bogenlampe doch noch den freien Mitspieler, der alleine vor dem Radeberger Tor auftaucht und mit der Schlusssirene das 23:24 erzielt.

Die Emotionen danach sind einfach zu beschreiben: grenzenloser Jubel auf der einen, Enttäuschung und Wut auf der anderen Seite. Das hatten sich die Bierstadthelden gänzlich anders vorgestellt. Man wollte Revanche für die (genauso unnötige) Niederlage zum Saisonauftakt nehmen, vielleicht schon für eine Vorentscheidung im Kampf um die Meisterschaft der Verbandsliga sorgen. Diese wurde nun erstmal vertagt, die Karten liegen aber weiterhin in den Händen des RSV. Gewinnt man alle restlichen Spiele, bleibt man vorne, aber der Vorsprung beträgt nur noch zwei Pünktchen. Bei Punktgleichheit ist Rietschen im Vorteil.

Für alle Beteiligten heißt es nun erstmal: Durchatmen. In den spielfreien Winterferien ist etwas Zeit, diese Partie zu verarbeiten und sich dann auf die nächsten Spiele vorzubereiten. Für die Männer des Radeberger SV geht es dann am 2. März in einem Heimspiel gegen die Ballier des ESV Dresden weiter, die noch vor zwei Wochen Rietschen auswärts in die Knie zwingen konnten.

Zum Abschluss dieses Spielberichts möchte ich noch ein großes Dankeschön an alle Fans richten, die am späten Nachmittag dieses sonnigen Samstags den Weg in die Halle gefunden und uns unterstützt haben. Euch brauchen wir auch noch in den nächsten Wochen und Monaten!

Für den RSV spielten: Wagner, Rathmann – Richter (8), Sieberth (3), Schulz (3/1), Lindner, Höhne, Spittel, F. Bellmann (2), Rudolph, T. Bellmann (2/1), Guhrenz (4), Kempe (1)

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